ARDEZ - EIN ENGADINERDORF VON BESONDERER ART
Jahr 1973 beschloss der
Europarat, die europäischen Nationen einzuladen, sich an einer Kampagne unter
dem Motto zu beteiligen: «Eine Vergangenheit für die Zukunft». Dazu musste
jedes Land ein geeignetes Dorf oder Städtchen zur schutzwürdigen Erhaltung etablieren.
Die Schweizerregierung hat
dazu Corippo, Martigny, Murten und Ardez ausgewählt. Somit konnte das Dorf
während der Zeit von 1975 bis 1985 durch Anwendung der alten Bausubstanz
restauriert werden. Dank dessen gehört Ardez heute zu den schönsten und in der
ursprünglich, charakteristischen Engadinerart interessantesten Dörfern der
Schweiz. Zudem erhielt Ardez im Jahr 1991 den Bindingpreis für vorbildliche
Orts- und Waldpflege. Am Fuss der Schlossruine liegt Ardez auf einer sonnigen
Bergterrasse und zeigt trotz dem Wandel der Zeit der modernen Welt das typische
Bild eines Engadinerdorfes.
Für die Bewohner ist ihr
Dorf die Heimat. Dieses Gefühl bringen sie zum Ausdruck durch die schönen
Hausdekorationen in Sgraffito und Malereien, die in Ardez nahezu an jeder
Hausfassade zu bewundern sind. In früheren Zeiten wollten die Bewohner mit
Mahn- und Segensbildern an den Fassaden des Hauses vor dem Bösen bewahrt oder
gesegnet werden. Drachen- und Teufelsfiguren wiesen auf das Böse hin, während
eine Fee oder ein Engel das Gute segnen und beschützen sollte. Viele dieser
Figuren entstammen einer mystischen Zeit aus Fabeln und Sagen. Aber auch
Sprüche, die einen tiefen religiösen Sinn oder göttliche Weisheiten verraten,
sind an manchen Hausfassaden zu lesen. Das Wahrzeichen von Ardez ist die
Schlossruine Steinsberg, die mit den Überresten der St. Luzius Kapelle auf
einem mächtigen Felshügel am Dorfrand thront – herrlicher Aussichtpunkt.
Urkundlich geht die Burg zurück auf das Jahr 1209. Sie hat im Verlaufe der
Jahrhunderte mehrmals ihre Besitzer gewechselt. 1499 drangen österreichische
Schergen ins Tal und brannten die Dörfer und die Burg nieder. Seither ist sie
nicht wieder aufgebaut worden.
Die Kirche lohnt sich zu
besuchen. Im Jahr 1537 bekannten sich die Engadiner definitiv zur Reformation.
Dann wurde die romanische Kirche abgerissen und 1576/77 als erste evangelische Emporkirche
der Schweiz gotisch aufgebaut. Das Juwel der Kirche ist die prächtige Orgel aus
dem Jahr 1818.
Das typische Engadinerdorf
ist voller Aktivitäten. Dazu gehören Bräuche, Traditionen, Sport-, Jagd- und
Musikverein sowie Gemischten Chor und Theatergruppen. Noch hat Ardez einige
Bauernbetriebe, aber auch Akademiker, Handwerker und Kleingewerbler. Ardez hat
zwei gepflegte Hotels mit guter Küche. Auch in der Parahotellerie fühlen sich
die Gäste wohl. Dank der Umfahrungsstrasse, die am 1. Dezember 1978 eingeweiht
wurde, ist Ardez vom Durchgangsverkehr entlastet. Zu Ardez gehören die
Fraktionen Sur En und Bos-cha, die nachfolgend beschrieben sind. Aber auch die Maiensässe
von Munt, die eine Stunde oberhalb von Ardez und in einer beneidenswerten
Naturlandschaft stehen, sind mehr als sehenswert.
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